Gedenken an den Kunsthändler Georg Friedrichs

05.12.1965 – 01.03.2019

 

LOVE - Erinnerungen an Georg Friedrichs – und an eine Reise zu Robert Indiana: „Georg Friedrichs kannte ich bereits, als er noch ein kleiner Junge war. Sein Vater Otto, Klever Gymnasial-Lehrer und Kunstliebhaber aus dem Umfeld der Gebrüder van der Grinten, lud mich immer wieder zu sich in sein Haus nach Kranenburg-Nütterden ein, um Neuzugänge zu zeigen. Eines Tages kam er mit seinem Sohn Georg, vielleicht fünfzehn Jahre alt, zu mir ins Museum, weil dieser ein kleines Bild zeigen wollte, das er auf einem Flohmarkt gekauft hatte. Dies war die erste von vielen Begegnungen.

Abitur, Jurastudium, die ersten Galerieversuche in Kleve, dann in Köln in der St. Apernstraße. Direkt fiel auf, dass Georg nicht nur ein Mann von wenigen Worten war, sondern vor allem innovativ dachte, ganz neue Wege ging. Über seine Entwicklung zum erfolgreichen Kunsthändler ist bereits viel geschrieben worden. Für das Museum Kurhaus Kleve hat Georg noch eine andere Bedeutung. Er ermöglichte es unserem Museum 2007, die seit Jahrzehnten erste Einzelausstellung des Werkes von Robert Indiana in Europa auszurichten. Indiana (1928 New Castle, Indiana – 2018 Vinalhaven) war in den sechziger Jahren weltberühmt geworden mit seinen Zahlen-und Buchstabenbildern: „the American painter of signs“ wurde er genannt. Zentral stand das typographische Motiv LOVE, das er als Skulptur, bestehend aus vier Buchstaben mit dem gekippten O entworfen hatte und das als Symbol für den Geist der sechziger Jahre weltberühmt wurde. Jeder kannte LOVE, allein als Briefmarke wurde es von der US-Post mehr als 330 Millionen Mal verkauft.

Georg hatte den Teppichweber John Gilbert kennengelernt, der mit Robert Indiana arbeitete. Im Gespräch entwickelte Georg die Idee, mit Indiana und Gilbert Teppiche mit dem Motiv LOVE in allen Größen und Farbkombinationen als signiertes Auflagenobjekt zu produzieren, auch für den asiatischen Markt. Um die Einzelheiten zu besprechen, wäre eine Reise zu Robert Indiana nötig. Indianas Bilder hängen in zahlreichen europäischen PopArt-Sammlungen, er hatte aber lange keine Ausstellung mehr. Vielleicht hätte er Lust, im Museum Kurhaus Kleve eine Überblicksschau zu zeigen? So fuhren Georg und ich im Winter 2006 zusammen zu Robert Indiana, der auf einer kleinen Insel an der amerikanischen Ostküste nahe der kanadischen Grenze lebte.

Nach einigen Tagen in New York setzten wir in Portland, der Hauptstadt des Bundesstaates Maine, mit einer Fähre nach Vinalhaven über, einer kleinen Insel, deren 600 Bewohner seit jeher von der Hummerfischerei lebten. Hierhin hatte Indiana sich 1968 zurückgezogen, weit weg von der brodelnden Kunstszene New Yorks; hier lebte er in einem von ihm ganz speziell eingerichteten alten Holzhaus, 40 Jahre lang, bis zu seinem Tod im vergangenen Jahr. Das Haus soll nun ein Museum werden. Georg und ich verbrachten zwei Tage auf der Insel mit vielen angeregten Gesprächen mit Bob, mit opulenten Hummer-Essen, die so frisch und ursprünglich vor allem vom Feinschmecker Georg genossen wurde. Indiana zeigte sich begeistert von der Idee, nach langer Zeit seinem Werk wieder eine Ausstellung in Europa zu widmen, nachdem ich ihm die Pläne und das bisherige Programm des Kurhauses vorgelegt hatte. Georg und John Gilbert einigten sich mit Indiana über den Vertrieb der Wollteppiche mit dem Motiv „LOVE“ und ganz innovativ über die Möglichkeiten LOVE, auf Shanti PREM, für den indischen Markt zu realisieren.

So kam Bob Indiana nach Kleve. Die FAZ schrieb: 'Seit mehr als vierzig Jahren sieht so die Liebe aus: LOVE. Robert Indiana, der Schöpfer des Zeichens, zählt neben Robert Rauschenberg, Roy Lichtenstein und Andy Warhol zu den American Heroes der sechziger Jahre. Eine Ausstellung feiert den Pop-Art-Künstler.'

Georg Friedrichs stand am Anfang. Nach Ende der Ausstellung stifteten Robert Indiana und Georg Friedrichs gemeinsam den monumentalen 6 x 6 m großen LOVE-Teppich – eine wunderbare Schenkung, durch die Georg in unserem Museum fortleben wird.“

 

Guido de Werd